00076_1_Villa Pauli

00076_5_Villa Pauly

00076_2_Villa Pauli

00076_6_Villa Pauly

00076_4_Villa Pauly

00076_3_Villa Pauly

Villa Pauly

Die „Villa Pauly“ war ab August 1940 der Hauptsitz der Gestapo in Luxemburg. Der Leiter der Gestapo war ab 1940 Walther Runge und der Leiter der Einsatzgruppe Luxemburg (EKL) war der SS-Obersturmbannführer und Oberregierungsrat Wilhelm Nölle sowie später der SS-Obersturmbannführer und Oberregierungsrat Fritz Hartmann (März 1941 – April 1943). Mehr noch als sein Kollege Nölle war Hartmann in der luxemburgischen Bevölkerung bekannt und gefürchtet. Das 1923 erbaute, herrschaftlich anmutende Haus, „das vorne aussieht wie eine protzige Villa, nach hinten aber zur Talseite wie eine Festung wirkt mit vergitterten, verliesartigen Unter- und Kellergeschossen“, befand sich ursprünglich im Besitz des luxemburgischen Arztes Dr. Norbert Pauly. Pauly war jedoch zum Zeitpunkt des Überfalls der Wehrmacht auf Luxemburg am 10. Mai 1940 auf einer Urlaubsreise in Frankreich. Die EKL konfiszierte Paulys Haus und nutzte es als Haftstätte, in der man Gefangene einem „verschärften Verhör“ unterzog. Diese Folter wurde implizit durch das Recht zur Verhängung von Schutzhaft legitimiert, das es der Gestapo erlaubte, Menschen auf unbestimmte Zeit und ohne vorheriges Einschalten der Justiz einzusperren, um die öffentliche Sicherheit aufrechtzuerhalten. Diese Maßnahmen trafen v.a. luxemburgische Widerstandsgruppen, die festgenommen und in der Villa Pauly inhaftiert wurden. Weitere inhaftierte Personengruppen waren Streikende und Teilnehmer von „deutschenfeindliche[n] Kundgebungen“ sowie Personen, die eine „allgemein deutschenfeindliche Haltung“ zeigten. In der Villa zwang man sie zu Geständnissen unter Einsatz der Folter oder misshandelte sie zum bloßen Zweck der „Züchtigung“ oder „Verwarnung“. Für viele Gefangene war die Villa Pauly zudem die erste Station auf einem langen Weg durch die nationalsozialistischen Gefängnisse und Konzentrationslager.
Nach dem Krieg ging die Villa Pauly in den Besitz des luxmburgischen Gesundheitsministeriums über, nachdem Dr. Pauly die Villa – vermutlich aufgrund ihres Zustandes – aufgegeben hatte. Am 11. August 1989 wurde sie als Baudenkmal deklariert und war somit vor dem Abriss oder baulicher Veränderung geschützt. Ab dem 23. Oktober 2001 fungierte die ehemalige Haftstätte als Sitz des „Comité directeur pour le souvenir de la résistance“, die in dem Gebäude ein Dokumentationszentrum zur Erforschung und Aufbereitung der Widerstandsbewegung in Luxemburg eingerichtet hat. Der Fokus des Dokumentationszentrums liegt auf autobiographischen Berichten von Augenzeugen und soll dazu beitragen, das kollektive Gedächtnis an die Zeit der nationalsozialistischen Besatzung aufrecht zu erhalten. Ab 2016 wurde die Tätigkeit des Dokumentationszentrums eingestellt. 1982 wurde eine bronzene Erinnerungstafel links neben dem Eingang der Villa Pauly platziert. Sie trägt die Inschrift: „VILLA PAULY SIEGE DE LA GESTAPO 1940 – 1944 PASSANT SOUVIENS-TOI DES RESISTANTS TORTURÉS EN CES LIEUX SOUS L´OCCUPATION NAZIE“.

Funktion

Administrationsgebäude

Seit

2000

Funktion

Bildungsstätte

Dr. Paul Dostert

In anderen Sprachen

Erinnerungsort

Boulevard de La Petrusse 57

2320 Luxemburg Stadt

6.125, 49.606111

    Quellen

    • Holocaust Memorials: Dokumentations- und Forschungszentrum zum Widerstand, Villa Pauly. URL: https://www.gedenkstaetten-uebersicht.de/europa/cl/luxemburg/inst/dokumentations-und-forschungs/ (2020).

      Website besuchen

    Erinnerungsorte

    Ort hinzufügen