Denkmal für die jüdischen Gemeinden Merzig, Brotdorfund Hilbringen
Es bestanden in allen drei Ortschaften jüdische Gemeinden, deren Ursprung in das 18.-19. Jahrhundert zurückgreift. Da die Anzahl der jüdischen Mitbewohner: innen in Hilbringen zu klein blieb (im Jahr 1895 lebten in Hilbringen 36 Jüd*innen), konnte die Gemeinde sich keinen Lehrer leisten, sodass diese seit dem Jahr 1867 zur Filialgemeinde zur jüdischen Gemeinde in Merzig wurde. Die Gemeinde in Brotdorf hat ihre eigenen Einrichtungen (eine Synagoge mit Mikwe und eine Schule) trotz der Eingliederung in den Synagogenbezirk Merzig im Jahr 1868 beibehalten. Die Gemeinde in Merzig war im Gegenteil zu Brotdorf und Hilbringen relativ groß – 1846 lebten dort 223 jüdischen Einwohner*innen, was mehr als 6 % der Gesamtbevölkerung ausmachte. Aus diesem Grund gab es in Merzig nicht nur Synagoge, Friedhof, Religions- sowie Elementarschule, sondern auch einige jüdische Vereine: Armen-Verein, der sich um sozial benachteiligte Personen kümmerte, „Chewrath Bikkur Chaulim“ – ein Verein, der Krankenhäuserbesuche und Bestattungen organisierte, Frauenverein, Synagogenchorverein („Chewras Meschaurarim“), Jugendverein und Verein „Erholung“. Die meisten jüdischen Familien in Merzig waren im Vieh- und Pferdehandel tätig, später haben sie Metzgereien und Kolonialwarengeschäfte betrieben.
Mit der Annexion des Saargebiets in das Deutsche Reich im Jahr 1935 (zum Zeitpunkt lebten in Hilbringen und Brotdorf je 31 Einwohner: innen) sind viele jüdischen Personen ins Ausland emigriert. Hilbringen haben alle jüdischen Mitbürger: innen verlassen, in Brotdorf lebten im Jahr 1938 noch 12 Jüd: innen, von denen 6 am 22. Oktober 1940 ins Konzentrationslager Gurs deportiert wurden.
In Merzig lebten im Jahr 1933 noch 200 jüdischen Personen, was ein kleinerer Teil der Bevölkerung Merzigs (10.000 Personen) ausmachte. Während des Novemberpogroms wurde nicht nur Synagoge zerstört, sondern auch die Wohnungen der noch in Merzig geblieben Juden eingedrungen. Deren Bewohner*innen wurden in Schutzhaft genommen. Ende Oktober wurden die noch lebenden Jüd: innen, zumeist ältere Personen nach Gurs deportiert. Laut der Angaben von der Gedenkstätte Yad Vashem/Jerusalem sowie des „Gedenkbuches – Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945“ sind 65 in Merzig gebürtige oder lange Zeit ansässige Juden dem Nationalsozialismus zum Opfer gefallen.
Der Gedenkstein trägt vier Inschriften (auf jeder Seite jeweils eine). Die Frontseite trägt die Inschrift: „Unseren in dieser Erde ruhenden Brüdern und Schwestern zur ehrenden Erinnerung – Synagogengemeinde Saar“. Des Weiteren stehen die Texte: „Wie gedenken unser jüdischer Mitbürger, die in diesem Gottesacker schlummern in tiefer Ehrfurcht. Stadt Merzig; “ „Den Synagogen Merzig- Hilbringen-Brotdorf und ihren Glaubenstreuen Menschen, die roher Gewalt erlangen, zum stäten Gedächtnis“ und die Inschrift: „Mahnmal zu Erinnerung an die Gewalttaten der Jahre 1939-1945.“ auf den anderen Seiten.
Funktion
Ort jüdischen Lebens
Seit
1949
Funktion
Gedenkstein
In anderen Sprachen
Quellen
Alemannia Judaica (2020): Jüdische Geschichte/ Synagogen vom Mittelalter bis zur Gegenwart. URL: http://www.alemannia-judaica.de/merzig_friedhof.htm; https://www.alemannia-judaica.de/merzig_synagoge.htm; http://www.alemannia-judaica.de/brotdorf_synagoge.htm; (17.03.2021)