Mahnmal für die deportierten jüdischen Bürgerinnen und Bürger aus Trier und Region
Das Bischof-Korum-Haus wurde auf Initiative der katholischen Jugendorganisation „Marianischen Jünglingscongregation“ (MJC) zwischen 1929 und 1931 errichtet. Ab dem Jahr 1939 wurde es von den Nationalsozialisten beschlagnahmt und ab 1942 als Sammelstelle für jüdische Frauen und Kinder benutzt. Hier war ihr letzter Aufenthalt vor der Deportation. In den 1960er Jahren wurde das Haus abgerissen, dort befindet sich nun ein Parkplatz. Eine Gedenktafel wurde an der Wand des danebenstehenden Hauses im Jahr 1993 angebracht, aufgrund ungenauer Informationen im Jahr 2019 wieder abgehängt. Am 16. Oktober 2020, dem Jahrestag der ersten Deportation der jüdischen Mitbürger*innen aus Trier und Umgebung nach Litzmannstadt, die vom 16. bis 18. Oktober 1941 erfolgte, wurde an der Ecke des Platzes des ehemaligen Bischof-Korum-Hauses ein Mahnmal zur Erinnerung an die deportierten Bürgerinnen und Bürger aus Trier und der Region eingeweiht. Das Mahnmal, das vom Kunsthistoriker und Medienwissenschaftler Ralf Kotschka initiiert und entworfen wurde, ist ein Reisekoffer aus Bronze, der einem Original-Reisekoffer aus den 1940er Jahren nachempfunden ist. Neben dem Koffer wurde eine Tafel mit einem kurzen Sachtext und dem Gedicht „Des Unschuldigen Schuld“ der aus Trier stammenden jüdischen Dichterin Gerty Spies angebracht.
Der Text des Gedichts auf der Gedenktafel lautet:
„Des Unschuldigen Schuld
von Gerty Spies
Des Unschuldigen Schuld
Wo beginnt sie?
Sie beginnt da,
Wo er gelassen, mit hängenden Armen
Schulterzuckend daneben steht,
Den Mantel zuknöpft, die Zigarette
Anzündet und spricht:
Da kann man nichts machen.
Seht, da beginnt des Unschuldigen Schuld.
Gerty Spies, geb. Gumprich
1897 Trier – 1997 München, Überlebende des Konzentrationslagers Theresienstadt
Der Sachtext liefert folgende Informationen:
„An dieser Stelle stand früher das Bischof-Korum-Haus, das die Nationalsozialisten in den 1940er Jahren beschlagnahmt hatten.
Zwischen 1941 und 1943 wurden hier – und in dem ehemaligen Gefängnis an der Windstraße – über 600 jüdische Bürgerinnen und Bürger aus Trier und Umgebung, darunter auch viele Kinder, festgehalten.
Von hier wurden alle mit wenig Handgepäck zum Bahnhof getrieben und deportiert.
Die meisten von ihnen wurden an den Zielorten ermordet.“
Seit
1942
Funktion
Judenhaus
Seit
1994
Funktion
Gedenktafel
Realisierte Projekte
Stadtführer: Trier im Nationalsozialismus, Geschichtsunterricht direkt am Objekt (abgeschlossen 2014); https://www.bistum-trier.de/news-details/pressedienst/detail/News/grenzenlos-gedenken/; https://lokalo.de/artikel/211302/gegen-das-vergessen-mahnmal-erinnert-an-deportierte-juedische-buergerinnen-und-buerger/
In anderen Sprachen
Lehrmaterial
Ausgrenzung und Verfolgung der jüdischen Bevölkerung während der NS-Zeit
Actionbound zum Thema Ausgrenzung und Verfolgung der jüdischen Bevölkerung während der NS-Zeit in Trier.