Gedenkstein für Ludwig Otto Brück auf dem Gelände der Barmherzigen Brüder in Saffig
Mit Verkündung des „Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ im Juli 1933 wurden Zwangsterilisationen von Menschen, die nicht der NS-Rassenvorstellung entsprachen, durchgeführt. Die Zwangssterilisation traf Menschen mit Beeinträchtigungen und geistigen Krankheiten sowie als „asozial“, „minderwertig“ oder als Alkoholiker stigmatisierte Menschen. Es wurden 350.000 bis 400.000 Menschen auf Grundlage dieses Gesetzes gegen ihren Willen sterilisiert. Der Erlass von 18. August 1939 verpflichtete Ärzte und Hebammen, Kinder bis zum Alter von drei Jahren mit sogenannten „schweren, angeborenen Leiden“ beim Reichausschuss zu melden. Diese Kinder wurden dann für Experimente missbraucht und anschließend mit Injektionen ermordet. Um diese Zeit fanden auch die Vorbereitungen für die Ermordung von Erwachsenen statt, die im Rahmen der späteren sogenannten T4-Aktion durchgeführt wurden. Der Name T-4 lässt sich auf die Adresse des Sitzes der Administrationszentrale, von wo aus diese Aktion geplant wurde, zurückführen. Die Zentrale befand sich in in der Tiergartenstraße 4 in Berlin. Dieser Aktion, bei der es sich um die Ermordung von physisch und psychisch kranken Erwachsenen handelte, sind mehr als 70.000 Menschen zum Opfer gefallen.
Ludwig Otto Brück, der von 1938 bis 1941 Patient der Saffiger „Anstalt für Nerven- und Gemütskranke“ war, wurde von der Anstalt gemeldet und im Rahmen der T-4-Aktion in Hadamar am 11. Februar 1941 ermordet. Ludwig Otto Brück war ein Deutscher jüdischen Glaubens, der als fünftes von sechs Kindern von Hermann und Karolina Brück in Obermoschel in der Pfalz am 27. Oktober 1887 geboren wurde. Den Quellen zufolge soll er nach der Schule einem kaufmännischen Beruf nachgegangen sein. Es ist nicht bekannt, ob er während der Ersten Weltkrieges eingezogen worden war. Zu Beginn des Krieges war er 26 Jahre alt. Am 30. August 1938 wurde Ludwig Otto Brück im Alter von 51 Jahren in der Anstalt der Barmherzigen Brüder in Saffig aufgenommen. Der Anlass für seine Aufnahme ist nicht bekannt. Am 8. Februar 1941 wurde Ludwig Otto Brück in die Heil- und Pflegeanstalt nach Andernach verlegt. Drei Tage später wurde er in der Gaskammer in Hadamar ermordet.
Das Denkmal zur Erinnerung an Ludwig Otto Brück wurde im Jahr 2011 aufgestellt, kurz nachdem man herausgefunden hatte, dass er Opfer des Euthanasie-Programms in Hadamar geworden war. Bis zu diesem Zeitpunkt ist man davon ausgegangen, dass den Insassen der Saffiger „Anstalt für Nerven- und Gemütskranke“ dieses Schicksal erspart geblieben war.
Die Inschrift auf dem Denkmal lautet: „Ludwig Otto Brück geboren am 27.10.1887 lebte vom 30.8.1938 bis 8.2.1941 in der Einrichtung der Barmherzigen Brüder Saffig. Am 11.2.1941 wurde er im Rahmen des NS-Euthanasie-Programms in Hadamar ermordet. Jenen, die der gleichen Unmenschlichkeit zum Opfer fielen, von denen wir wissen oder nicht wissen, sei an diesem Ort gedacht.“
Seit
1941
Funktion
Psychiatrische Anstalt
Seit
2011
Funktion
Denkmal
In anderen Sprachen
Das Denkmal beindet sich am Eingang der Fachklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Barmherzigen Brüder in Saffig.
Quellen
Ein Stein erinnert an jüdische Mitbürger, Blick aktuell - Pellenz 15 (2011), S. 4., URL: http://www.dif-neuwied.de/images/presse/pdf/2011/stein-erinnert-an-jued-mitbuerger-blick130411.pdf (17.03.2021)